Die Entwicklung der Landwirtschaft im Territorium Münchenbernsdorf in den letzten 50 Jahren

Vor 100 Jahren war Deutschland noch ein Agrarstaat. Leben und Arbeit vieler Menschen drehte sich im Wesentlichen um die Produktion von Lebensmitteln. Damals waren rund 38% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig. Ein Bauer versorgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts vier Menschen. In den 1960er Jahren waren es bereits zehn Menschen. Durch technische Innovationen und Fortschritt, sowie neue Pflanzenzüchtungen konnte ein Landwirt um 1980 schon 50 Menschen ernähren. Heute produziert ein Bauer rein rechnerisch Nahrung für 133 Menschen.

Anfang des 20. Jahrhunderts mussten die Bürger in Deutschland fast die Hälfte ihres Einkommens für Lebensmittel aufbringen, im Jahr 2013 sind es nur noch rund 11%. Zwar legen viele Menschen mittlerweile mehr Wert auf nachhaltig produzierte Nahrungsmittel, sind aber nicht bereit, dafür einen Preis zu zahlen, der der Arbeit des Landwirts und dessen Aufwendungen gerecht wird.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Leben in den Dörfern zu Beginn der 1950er Jahre von den landwirtschaftlichen Betrieben geprägt. In den bäuerlichen Familienbetrieben und Neubauernstellen arbeiteten viele Menschen in der Landwirtschaft und schufen damit den Lebensunterhalt für ihre Familien.

Nach Parteibeschluss zur Kollektivierung in der Landwirtschaft schlossen sich im Jahre 1953 in unserer Region die ersten Bauern zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammen, um gemeinsam zu planen und auf dem Feld sowie im Stall zu arbeiten. In den LPG Typ 1 wurden nur die Felder gemeinschaftlich bearbeitet - Vieh, Maschinen und Geräte blieben im Besitz der LPG-Mitglieder. In den Betrieben von Typ 3 waren die landwirtschaftlichen Nutzflächen, Technik und Vieh eingebracht - die Produktionsmittel wurden gemeinsam genutzt und die Arbeiten genossenschaftlich organisiert. In dieser Zeit wurde der Grundstein für unsere heutigen Produktionsgrundlagen geschaffen, auch wenn damals ein großer Teil der Bauern den Zusammenschluss zu Genossenschaften mit wiederstand begleiteten.

In unserem Territorium gab es im Jahr 1960 bereits 20 LPG, bis auf wenige Ausnahmen waren die Dörfer vollgenossenschaftlich. In der Entwicklung der DDR spielten die Genossenschaften, als eine der Eigentumsformen, eine dominierende Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sowie der Entwicklung der Infrastruktur auf dem Land. Bis zum Jahr 1975 hatten sich die kleineren Genossenschaften den drei LPG vom Typ 3 angeschlossen. Mit der Einführung der "Großraumwirtschaft" wurden Acker- und Grünland aus den LPG ausgegliedert und am 01.01.1975 entstand die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Münchenbernsdorf. Die Felder, welche man zu großen Schlägen zusammenlegte, wurden mit modernen Maschinen von der KAP bewirtschaftet. Man begann, die Produktionsgebäude auf der "Bockaer Höhe" zu errichten. Im Jahr 1977 entstand daraus die LPG (P) Münchenbernsdorf, die LPG (T) in Münchenbernsdorf und Lindenkreuz blieb bestehen. Mit dieser Spezialisierung war jedoch der betriebliche Kreislauf Boden-Pflanze-Tier-Boden juristisch unterbrochen.

In den Dörfern haben sich die LPG etabliert und die Stellung verbesserte sich mit der Erhöhung der betriebswirtschaftlichen Effektivität. Wirtschaftliche Erfolge ermöglichten eine Verbesserung des Lebens auf dem Land durch Wohnungs- und Straßenbau sowie Förderung von Kultureinrichtungen. Die gemeinsame Arbeit in der Genossenschaft garantierte auch den Bauern eine geregelte Arbeitszeit, Urlaubsanspruch und Sozialleistungen.

Nach der Wende wurde am 01.09.1990 die AGRAR eG Münchenbernsdorf am Standort der LPG (P) Münchenbernsdorf gegründet und zunächst die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzfläche fortgeführt. Die Agrar e.G. Lindenkreuz, die nach ihrer Gründung die Tierproduktion der LPG (T) Lindenkreuz weitergeführt hatte, ist am 01.05.1992 von der AGRAR eG Münchenbernsdorf übernommen worden. Pflanzen- und Tierproduktion wurde danach in einem Betrieb durchgeführt und der Kreislauf Boden-Pflanze-Tier-Boden war wiederhergestellt.

Heute, mehr als 23 Jahre nach der Gründung der AGRAR eG Münchenbernsdorf, können wir stolz sein auf die von den Mitarbeitern mit viel Fleiß und Ideenreichtum gemeinsam geschaffenen Werte und Leistungen. Wir wissen, unsere Stärke liegt in der Gemeinschaft. Die wichtigste Kraft in der Landwirtschaft sind die Menschen. Sie erhalten und pflegen die Natur, damit die Freude an der Schönheit unserer Heimat auch den künftigen Generationen weitergegeben werden kann.